Jürgen Fliege (Mitte) / (c) by Europa-Park

Jürgen Fliege (Mitte) / (c) by Europa-Park

1981 sitzt der Schauspieler Karlheinz Böhm auf dem TV-Sofa bei „Wetten dass…?“ Und vor einem Millionen-Publikum, das zu Hause vor den Fernsehern sitzt, spricht er eine Wette aus, die sein Leben von Grund auf verändern wird. Karlheinz Böhm glaubt nicht daran, dass diese Millionen Menschen Millionen Euro (damals noch: D-Mark) zusammen bekommen, um Afrika zu helfen. Der Schauspieler verliert und in diesem Augenblick wird sein großes Hilfswerk geboren: Menschen für Menschen. Karlheinz Böhm hat die Aufgabe seines Lebens gefunden. Fast drei Jahrzehnte später wird er voller Dankbarkeit sagen, dass dies seine Berufung – seine Aufgabe, der Sinn seines Lebens sei. Glücklicher Mann! Doch was ist der Sinn des Lebens? Und wie findet man die ganz persönliche Aufgabe?

von Barbara Dickmann

23. November, 19.30 Uhr, Europa-Park, Ballsaal Berlin. Jürgen Fliege, der wohl bekannteste evangelische Pfarrer Deutschlands stellt sich dieser Frage. „Wenn die Gabe zur Aufgabe wird“ lautet der Titel seines Vortrags im Rahmen von Marianne Macks ehrenamtlicher Vortragsreihe „Neue Perspektiven“. Und vor 550 Zuhörern legt er los.
„Es gibt Hilfe, um herauszubekommen, für was wir auf der Welt sind, wie wir die Lücke, die Gabe finden, die unsere Aufgabe wird und die einfach glücklich macht“, sagt der Autor etlicher Bücher und beginnt beim Anfang des Lebens. Denn schon der Vorname, den die Mutter für ihr Kind intuitiv wählt, zeigt uns die Richtung, denn darin steckt schon der Marschbefehl. Wie heißt du? Bedeutet einfach: Was ist deine Verheißung? Was ist deine Software?“ Jürgen Fliege hat jede Menge Beispiele auf Lager. Die Gesichter der Zuhörer sind ein einziges Fragezeichen? Und mindestens 500 von ihnen nehmen sich vor, gleich am Ende des Vortrags dem Referenten still und leise ihren Namen zu nennen.
Zweiter Maßstab: Lieben Sie, denn lieben ist einfach gut. Auch Sexualität ist etwas Schöpferisches. Werden Sie kreativ und nehmen Sie Ihr Schicksal an, dann wird das Leben liebevoller. Und Jürgen Fliege schaut auf das Ende des Lebens und berichtet über seine Erfahrungen im Hospiz. Über die Seufzer der Sterbenden, die sich oft genug gleichen: Sie alle klagen über verpasste Chancen, über fehlenden Mut und bereuen das zutiefst. „Warten Sie nicht so lange“, sagt der Pfarrer, „reden Sie schon jetzt mit dem Tod und fragen Sie ihn, wenn Sie eine Entscheidung fällen müssen. Der Tod sagt immer: liebe, sei mutig. Der Tod sagt nie: warte ab, sei zögerlich!“ Der Tod ist kein Gegner des Lebens, er dient ihm.

Im Ballsaal Berlin könnte man eine Stecknadel fallen hören. Trotz ernstem Thema liefert Jürgen Fliege eine große Show. Er fesselt die Menschen. Letzter Königsweg, um den Sinn des Lebens und das Glück zu finden: Legen Sie sich eine künstliche Krankheit zu. Fasten Sie, verzichten Sie auf Nahrung, auf Fernsehen auf Radio und suchen Sie die eigene Mitte. Oder machen Sie sich schutzlos indem Sie pilgern, mit ganz wenig Gepäck und umso mehr Vertrauen…

Keine Frage, es ist nicht einfach, an dieses Gefühl zu kommen, das man Glück nennt, herauszufinden, für was das Schicksal jeden einzelnen von uns geboren hat. Auf jeden Fall braucht man Zeit, braucht man Ruhe um der Antwort auf die Spur zu kommen. Auch dieser Vortrag kann nur der Anfang einer Spurensuche sein, die etliche Zuhörer wohl überlegen, gemeinsam zu gehen. Denn der Saal wird nicht leerer, die Menschen sitzen in kleinen Gruppen beieinander und diskutieren. Im Foyer ist der Büchertisch umlagert, wird Jürgen Fliege förmlich bombardiert mit Fragen.
Karlheinz Böhm wurde 63 ehe er seine Lebensaufgabe und damit sein Glück fand – besser spät als gar nicht, doch vielleicht kann man es ja auch früher schaffen.

Hilfe für Menschen aus der Region

Jürgen Fliege ist begeistert von dem Konzept der ehrenamtlichen Vortragsreihe „Neue Perspektiven“, das so einfach wie sinnvoll ist. Ausgesuchte Referenten bieten mit ihrem besonderen Wissen den Menschen aus der Region Lebenshilfe und „neue Perspektiven“, arbeiten aber ohne Honorar. Der Eintritt kostet € 10. Mit diesen Geldern werden über den Förderverein „Santa Isabel e.V. – neue Perspektiven“ Menschen unterstützt, deren Lebensaufgabe oft genug darin besteht, ihre schwerstkranken Familienangehörigen rund um die Uhr zu pflegen – im ständigen Kampf mit den Kostenträgern. Diese Menschen sind für die sinnvolle und schnelle Hilfe sehr dankbar und zeigen das auf ihre Art. Am 23. November spielten behinderte Jugendliche mit ihren Betreuern voller Freude auf ihren neuen Instrumenten, die der Förderverein bezahlt hat. Es war ein wunderbares Zeichen der Dankbarkeit.

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1975 stand im Europa-Park neben dem Vergnügungsangebot schon immer auch die Verantwortung für die Gesellschaft, vor allem für bedürftige Menschen, im Vordergrund. Soziales Engagement ist der Familie Mack wichtig. Bereits über eine halbe Million sozial Benachteiligter konnte Deutschlands größter Freizeitpark zum Beispiel im Rahmen der Aktion “Frohe Herzen – Tag der offenen Tür” willkommen heißen. Mauritia Mack ist Gründerin und Vorsitzende des gemeinnützigen “Vereins Einfach helfen e.V.” sowie Ehrenmitglied des “Deutschen Kinderschutzbundes Ortenau e.V.”. “Einfach helfen e.V.” engagiert sich für Personen, die durch eine schwere Krankheit oder durch ein Schicksal in existenzielle Not geraten sind und schnelle, unkomplizierte Hilfe brauchen. Der “Deutsche Kinderschutzbund” setzt sich dafür ein, dass Kinder in unserem Land frei von Gewalt und Armut aufwachsen können.

Quelle: Europa-Park