Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern,

in keiner Not uns trennen und Gefahr.

Wir wollen frei sein, wie die Väter waren,

eher den Tod, als in der Knechtschaft leben.

Wir wollen trauen auf den höchsten Gott

und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.

Friedrich von Schiller: “Wilhelm Tell” (2. Aufzug, am Schluss der 2. Szene)

Malerische Darstellung des Mythos um Wilhelm Tell und Landvogt Gessler.

Dem Mythos folgend, der durch die Verarbeitung der Geschichte um Wilhelm Tell zum Nationalmythos der Schweiz wurde, und einer Urkunde, die den “Anfang August 1291” als Gründungsdatum der so genannten “Eidgenossenschaft” festlegt, haben wir den heutigen 1. August ausgewählt, um auch die Schweiz in den Verbund der ErlebnisPostille-Blogs endgültig aufzunehmen.

Die Legende sagt, dass Vertreter der Urkantone Schwyz, Uri und Unterwalden zu jenem Datum auf dem Rütli, einer Wiese am Vierwaldstättersee, den Bund gegen die “bösen Vögte” schworen. Die Grausamkeit des Landvogts hatte Wilhelm Tell am eigenen Leib erfahren müssen, als dieser seinen Hut auf einer Stange anbringen ließ und von der Bevölkerung verlangte, dem Hut genauso Respekt zu zollen als wäre er, der Landvogt Gessler, persönlich zugegen.
Tell, der von dieser Weisung des Vogts nichts mitbekommen hatte, verwehrt dem Hut den Gruß und wird festgesetzt. Er kann sich nur freikaufen, indem er sein Geschick im Umgang mit der Armbrust beweist: Der Landvogt verlangt, er müsse einen Apfel vom Kopf seines eigenen Sohnes schießen. Der Schuss gelingt, doch Tell hatte sich einen Pfeil in Reserve bereitgelegt. Als der Vogt nachfragt. wofür dieser zweite Pfeil gewesen sei und Tell das Leben verspricht, egal was seine Antwort sei, gibt der Schütze zu, dass er vorhatte, Gessler zu erschießen, hätte er statt des Apfels seinen Sohn getroffen.

Der Vogt windet sich aus seinem Versprechen, indem er zusagt, Tell nicht töten zu lassen, aber leben solle er dort, “wo weder Mond noch Sonne scheint”, also in Kerkerhaft. Als Tell mit dem Boot über den Vierwaldstättersee gebracht werden soll, kommt ein Unwetter auf, in dessen Folge Tell ein kühner Sprung von dem Boot auf eine Felsplatte gelingt (die noch heute den Namen “Tellsplatte” trägt) und er entkommt.

Um dem Treiben Gesslers ein Ende zu setzen, lauert er diesem bei einer hohlen Gasse nahe des Ortes Küssnacht auf und erschießt den Vogt, als selbiger gerade eine Bittstellerin überreiten will.

Der wahre Kern dieser Legende ist etwas trivialer: Tatsächlich schlossen sich die drei “Urkantone” zu einem Bündnis zusammen, allerdings um sich für die unsicheren Zeiten zu wappnen, die sie nach dem Tod des Habsburger Königs Rudolf I. vorhersahen. Der Name des langsam entstehenden Nationalstaats “Schweiz” rührt daher auch vom Namen des Kantons “Schwyz” her, der bei der Eidgenossenschaft der wichtigste der drei Urkantone war. Die lateinische Landesbezeichnung “Helvetien” (zum Beispiel im Landeskürzel CH = “Confoederatio Helvetica” zu finden) stammt vom Keltenstamm der Helvetier ab, die in der heutigen Nordwestschweiz lebten.

Der 1. August wird in der Schweiz als “Bundesfeiertag” begangen.