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Tag: 3. Februar 2017

CSI: CYBER | Staffel 1

(c) CBS

(c) CBS

Die erste Staffel von “CSI: CYBER” ist nur 13 Folgen lang und führte letztlich zu einer Staffel 2. Und tatsächlich muss ich sagen, dass ich die Serie unterhaltend fand. Allerdings darf man sich nichts vormachen: Noch mehr als es die Original-“CSI”-Serien waren, ist “CSI: CYBER” auch Science Fiction. Wir sehen beispielsweise ein virtuelles Leichenschauhaus, das eher an das Holodeck der ENTERPRISE erinnert, als an irgendetwas, das heutzutage möglich und finanzierbar wäre. In manchen Szenen wird das, was in einem Computer oder im Internet bei irgendeiner Aktion vor sich geht, sehr bildlich dargestellt, etwa ein Computervirus, das aussieht wie der Gedankenmanipulatorwurm aus “STAR TREK II”. Wer sich noch an die Serie “Max Headroom” erinnert, damals wurden ebenfalls solche grafischen Darstellungen verwendet, um dem Publikum zu zeigen, was gerade in den Computern vorging.

Beim ersten Mal anschauen der Folgen war ich durchaus begeistert, aber beim zweiten Mal wurde ich etwas skeptischer. Die Geschichten sind sehr fantasievoll geschrieben, aber oft hatte ich den Eindruck, dass der realistische Boden, für den das “CSI”-Franchise auch stand, in dieser Serie sehr stark verlassen wird. Außerdem ist der Tonfall manchmal sehr stark belehrend, ungefähr so, wie wenn in “C.S.I.” permament davor gewarnt werden würde, sich in Las Vegas in dunklen Gassen rumzutreiben. Negativ zu dem Eindruck beitragend ist auch die “Das kann auch Ihnen passieren!”-Einführung jeder einzelnen Episode, in der Avery Ryan erzählt, wie der Computer ihrer psychiatrischen Praxis gehackt wurde und deswegen einer ihrer Patienten getötet wurde. Das nervt irgendwann, nicht nur wegen der Belehrung, sondern auch wegen der ständigen Wiederholung. Bei einigen Folgen wurden ja Szenen gekürzt, hätte man die Einführung weg gelassen, hätte man 45 Sekunden gespart und für anderes verwenden können. Des weiteren habe ich in einer Kritik gelesen, dass einige der vermeintlichen Fachausdrücke, die nach dem Vorspann eingeblendet und erklärt werden, keine Fachausdrücke sind, sondern offenbar von den Autoren erfunden wurden.

Ein weiteres Manko gegenüber den anderen “CSI”-Serien hat “CYBER” wegen des nicht vorhandenen Lokalkolorits. Die anderen Serien spielten in bestimmten Städten und man sah immer sehr viel von den Orten. Viele Fälle gingen auch auf lokale Begebenheiten ein, wie etwa die Casinokultur von Las Vegas, die Flüchtenden aus Cuba in Miami oder die verschiedenen europäischen Stadtviertel von New York. Das Hauptquartier von “CYBER” sitzt zwar in Washington, aber da die Fälle alle verstreut über die ganzen USA spielen, ist man quasi ständig irgendwo anders. Dabei werden Örtlichkeiten – zumindest bisher – so generisch wie möglich gehalten. Lokale Unterschiede gibt es eigentlich nicht, Amerika ist zu einer einheitlichen Masse geworden. Vielleicht ändert sich das ja noch.

Clever fand ich in der deutschen Fassung die Idee, die Titel der Episoden in Hashtags wiederzugeben. Da hat die deutsche Version dem Original tatsächlich etwas voraus.

CSI: CYBER Staffel 1 – Das DVD-Set

Das DV-Set besteht aus 3 DVDs mit allen Folgen und verschiedenem Bonusmaterial. Die Folgen sind mit deutschem Bildmaterial versehen, also der Satz “Das kann auch Ihnen passieren!” wird in Deutsch eingeblendet, ebenso wie die Begriffserklärung am Anfang jeder Episode und die Einblendung des Episodentitels (auf selbigen hat man bei den anderen Serien mittlerweile ganz verzichtet).

Bonusmaterial

  • Welcome to CTOC: Der Bühnenbilder erzählt, wie er das Set für die Zentrale von CSI: CYBER entworfen und gebaut hat.
  • CGI CYBER: Hier geht es um die Spezialeffekte, besonders natürlich, wie man den Cyberspace innerhalb der Serie sichtbar macht.
  • Tech Tools of the Trade: Der Requisiteur erzählt davon, wie er CSI: CYBER mit den verschiedensten Requisiten ausgestattet hat.
  • Gag Reel: A Bug in the System: Auch schon Tradition bei den “CSI”-Serien sind die Szenen, die beim Dreh nicht so funktioniert haben, wie sie sollten.
  • Encoding CSI: CYBER: Die Macher der Serie reden darüber, wie es zur Entscheidung kam, eine “CSI”-Serie zu drehen, die zu einem großen Teil im Cyberspace spielt.
  • It can happen to you – Season 1 of CSI: CYBER: Die erste Staffel wird in einer Art Nachgang bearbeitet.

Entfernte Szenen

Auch bei CSI: CYBER werden auf die DVD-Sets als Bonusmaterial Szenen gepackt, die aus der endgültigen Fassung entfernt wurden. Leider sind der produzierenden Firma mehrere Fehler unterlaufen. Auf Disc 1 finden sich Szenen zur Folge 10, die sich auf Disc 3 befindet, ist aber als Folge 3 bezeichnet. Auf Disc 2 heißt es im Menü, die geschnittenen Szenen stammen aus Folge 1.09, dabei sind sie von 1.08. Auf Disc 3 heißt es, seien Szenen aus Folge 10, sie stammen aber aus Folge 5.

Die geschnittenen Szenen von Staffel 1 sind:

  • Folge 1.05 – #Bombendrohung #Zweifel: Es fehlen mehrere Szenen:
    – Avery Ryan und Brody Nelson beim Betreten des Gefängnisses. Brody fragt sich, warum der einsitzende Tobin ausgerechnet ihn sehen wollte und nicht Raven. Es fehlt nichts, wenn diese Szene nicht mehr da ist, deswegen wurde sie geschnitten.
    – Ein Rückblick auf ein Streitgespräch zwischen Avery und Simon Sifter, das fünf Jahre zuvor stattgefunden hat. Sifter ist verärgert darüber, dass Avery einen Hacker – Tobin – ins Team genommen hat und prophezeit ihr, dass sie das bereuen wird. Tobin kommt dazu und berichtet, dass er ein Loch in der Firewall des FBI gefunden hat. Avery vertraut ihm daraufhin ihren Zugang und ihr Passwort an, damit er das Problem löst. Die Szene würde zwar verdeutlichen, wie tief Avery von Tobins Verrat getroffen wurde, konnte aber auch gestrichen werden, ohne dass der Episode etwas wesentliches fehlt.
    – Avery und Brody, wie sie das Gefängnis nach dem Besuch bei Tobin wieder verlassen. Avery mutmaßt, dass Tobin Brody sehen wollte, weil er etwas vorhat. Auch diese Szene ist nicht unbedingt notwendig für den Verlauf der Episode.
    – Avery bekommt Besuch von der Mutter eines kleinen Jungen, der bei der ersten Bombenexplosion ums Leben gekommen ist. Besonders tragisch war, dass die Ermittler herausfanden, dass es ihr Handy war, das die Bombe letztlich zündete. Sie gibt sich daher die Schuld am Tod ihres Sohnes. Avery beruhigt sie in der Szene und sagt, dass nur der Bombenleger selbst Schuld hat. Sie reden über den Platzanweiser, der die Bombe noch nach draußen geschafft und so viele Menschen gerettet hat, der aber offenbar keine Familie hatte. Diese Szene bringt ebenfalls nichts Neues, beziehungsweise Wesentliches für die Episode, sie konnte also auch entfernt werden.
    – Elijah Mundo und Daniel Krumitz reden über die Motive des Bombenlegers und ob die Menschen wirklich zu viel von der Technik abhängig sind.
  • Folge 1.08 – #Selfie #Jenseits: Es fehlen ebenfalls mehrere Szenen:
    – Sifter liest einen Eintrag eines Verdächtigen und weist an, diesen festzunehmen.  Die Szene bringt nichts neues, da man im Verhör des Verdächtigen die gleichen Informationen nochmal bekommt, deswegen wurde sie geschnitten.
    – Elijah Mundo weist Daniel Krumitz an, die Datenbanken nach Frauen mit bestimmten Merkmalen zu durchsuchen, um eventuelle weitere Entführungsopfer zu finden. Auch diese Szene bringt nichts neues und wurde daher gekürzt.
    – Eine kurze Szene zeigt den Mord an der Frau, die zu Beginn der Episode gefunden wird. Außerdem gibt der Entführer den Befehl, eine neue Frau zu entführen. Auch diese Szene bringt nichts neues, was man nicht aus anderen Szenen erfahren würde.
    – Eine weitere kurze Szene zeigt, wie Avery Ryans ehemalige Patientin auf dem Friedhof versucht, den Sarg ihrer Schwester auszugraben. Die Szene passt nicht so wirklich in die Episode und würde erstmal nur für Verwirrung sorgen, vermutlich deswegen wurde sie draußen gelassen.
  • Folge 1.10 – #Medikamente #Gift: Hier fehlen wieder mehrere Szenen.
    – Ryan und Sifter unterhalten sich über einen mit einer Maschine frankierten Brief und dass diese Maschinen mit dem Internet verbunden sind.
    – Daniel Krumitz versucht, einen verbrecherischen Apothekenversand aufzudecken, indem er selbst Medikamente für 45 Dollar bestellt, was fehlschlägt.
    – Sifter ist im Krankenhaus und wird darüber informiert, dass es noch mehr Opfer von gefälschten Medikamenten gibt. Er erfährt auch, dass deren Zahl bis zu 40 betragen könnte.
    – Sifter und Ryan sprechen per Videokonferenz darüber, dass es noch mindestens 8 weitere Ärzte gibt, die ihren Patienten Medikamente aus der verbrecherischen Versandapotheke gegeben haben.
    Die Anzahl der geschnittenen Szenen zeigt es schon: Die Folge war zu lang und musste um die Szenen gekürzt werden, in denen der Zuschauer Informationen bekommt, die später nochmals gegeben werden.
  • Folge 1.13 – #Avery #Feind: Es sind auch wieder mehrere Szenen, die fehlen:
    – Als Elijah Mundo den Fingerabdruck von der Sanduhr untersucht, taucht eine Frau im Labor auf, die eine bestimmte Abteilung sucht. Sie heißt Renee, Elijah kennt sie und zwischen den beiden entspinnt sich ein merkwürdiges Gespräch. Es wird nicht direkt angesprochen, aber zwischen den Zeilen lassen die Autoren durchscheinen, dass Elijahs Tochter offenbar nicht die leibliche Tochter seiner Frau ist, sondern von einer Leihmutter.
    – Dann, in einem Gespräch mit Simon Sifter wirkt Elijah geistig abwesend. Er fragt nach Renee und erfährt, dass sie Anwärterin für das CSI ist. Mundo bittet darum, sie nicht aufzunehmen und bestätigt, was in der anderen Szene nur angedeutet wurde: Sie ist die Leihmutter von seiner Tochter.
    – Ein weiteres Gespräch zwischen Elijah und Renee fehlt ebenfalls. Sie entschuldigt sich dafür, nicht Bescheid gegeben zu haben, bevor sie in der Zentrale auftauchte. Elijah überspielt das und meint, es würde ihn nicht stören. Renee betont daraufhin, dass die Tochter das Geschenk an ihn und seine Frau sei. Außerdem sei sei – Renee – froh, ihm wiederbegegnet zu sein. Ich kann mir zwei Gründe vorstellen, warum die Szenen entfernt wurde: Erstens wirkt der Handlungsfaden wie eingeschoben und stört den Fluss der Geschichte und zweitens bekommen in dieser Folge mit Avery Ryan und Daniel Krumitz bereits zwei Hauptfiguren eine dramatische Hintergrundgeschichte. Mit noch einer wäre die Folge überladen gewesen.
    – Ein Teil einer Szene wurde entfernt mit einem Gespräch zwischen Brody Nelson, Daniel Krumitz und Raven Ramirez im Haus von Averys Ex-Mann. Die drei wundern sich darüber, dass Avery nie etwas davon erzählt hat, dass sie mal verheiratet war und dass offenbar nur Sifter darüber Bescheid wusste.

Winterurlauber müssen sich auf Grenzkontrollen einstellen

ADAC empfiehlt, sich rechtzeitig über Alternativrouten zu informieren



Urlaubsrückkehrer müssen bei der Einreise von Österreich nach Deutschland weiterhin Staus und Wartezeiten aufgrund von Grenzkontrollen einplanen. Wer im Ausland unterwegs ist, kann sich kurzfristig über die ADAC-Telefonnummer +49 89 7676 1444 über die Wartezeiten an den Grenzen informieren.

Mit der ADAC StauInfo für das Ausland erhalten Autofahrer neben den Stauinformationen für Österreich, die Schweiz und Norditalien (Südtirol) auch aktuelle Verkehrsinformationen zu den Hauptreiserouten in den Süden. Über den aktuellen Verkehrsfluss informiert auch die App ADAC Maps.

Längere Autoschlangen bilden sich derzeit immer wieder vor allem an den Autobahnübergängen Suben (A 3 Linz – Passau), Walserberg (A 8 Salzburg – München) und Kiefersfelden (A 93 Kufstein – Rosenheim). Am stärksten angespannt ist die Situation an den Wochenenden. Entspannter fährt, wer auf kleinere Grenzübergänge ausweicht. Das sind:

  • Griesen (B 23/B 187) auf der Route Fernpass – Lermoos – Garmisch-Partenkirchen
  • Mittenwald/Scharnitz (B 2/B 177) auf der Route Zirler Berg – Seefeld – Mittenwald
  • Wildbichl (S 2093) auf der Route Kufstein – Aschau – Prien
  • Achenpass (B 307/B 181) auf der Route Jenbach – Lenggries – Bad Tölz
  • Kössen (B 176) auf der Route Kitzbühel – St. Johann i.T. – Marquartstein – Bernau (A 8)
  • Melleck/Steinpass (B 21/B 178) auf der Route Lofer – Unken – Bad Reichenhall
  • Simbach am Inn (B 12) auf der Route Braunau – Mühldorf (A 94)
  • Obernberg/Bad Füssing (S 2117, südwestlich von Suben)

Für Italien-Urlauber interessant: Österreich verzichtet momentan auf die zeitweise geplanten, stationären Kontrollen am Brenner, an den benachbarten Grenzübergängen Reschenpass und Pustertal (Innichen-Sillian) sowie am Übergang Tarvisio – Arnoldstein (A 23/A 2).

Auch am schweizerisch-italienischen Grenzübergang Chiasso (Gotthard- und San Bernardino-Route) gibt es bei der Einreise in die Schweiz vorerst keine systematischen Kontrollen.

Unabhängig davon wurde sowohl zwischen Italien und Österreich, als auch zwischen Italien und der Schweiz die Schleierfahndung im grenznahen Bereich verstärkt. Autofahrer müssen deswegen mit Polizeikontrollen rechnen.

Reisende – auch Kinder – müssen bei der Einreise von Österreich nach Deutschland gültige Ausweispapiere mit sich führen. Der ADAC empfiehlt, im Falle einer Kontrolle den Anweisungen der Beamten Folge zu leisten und keine Anhalter über die Grenze mitzunehmen.

Quelle: ADAC

500 Jahre Reformation: Wie der Neue Glauben in den Nordosten Deutschlands kam

St. Petri in Rostock, Foto: TMV/Krüger

St. Petri in Rostock,
Foto: TMV/Krüger

Die Eva ist zart und hellhäutig. Der Adam über ihr hat deutlich dunklere Haut, Frisur und Schnurrbart sind eine Verbeugung vor der Mode des 17. Jahrhunderts. Geschnitzt aus Lindenholz schmücken Mann, Frau und Schlange als Protagonisten den Altar der Kirche von Dorf Mecklenburg. Ein Prachtstück aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und typisch für die Kirchenausstattung aus der Zeit nach der Reformation. Mit Darstellungen des Abendmahls, der Kreuzigung und der Auferstehung – so wie es Dr. Martin Luther höchstpersönlich für Altäre in protestantischen Kirchen angeregt hatte. Als Luther gut 100 Jahre zuvor seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche anschlägt, ist davon noch keine Rede. Eigentlich sollen sie nur Vorlage für ein akademisches Streitgespräch sein, doch hinter seinem Rücken werden sie ins Deutsche übersetzt und ohne seine Einwilligung gedruckt. Wie ein Buschbrand breiten sie sich fortan aus, bald ist halb Europa mit dem unerhörten Gedankengut infiziert. Als mit dem auf der Wartburg übersetzten Neuen Testament 1522 zudem der erste Bestseller Europas im Druck erscheint, gibt es kein Halten mehr. Jedermann will Bilder von diesem Luther, und auch die Bibelbögen gehen wie geschnitten Brot. Denn damit lernen die einfachen Leute jetzt sogar Lesen und Schreiben. Auch im Norden finden Luthers Ideen zunehmend Verbreitung und Sympathisanten. Auf dem Gebiet des heutigen Mecklenburg-Vorpommern zunächst heimlich, still und leise – etwa im Lesekreis um Johannes Bugenhagen im Kloster Belbuck oder im Briefwechsel zwischen Herzog Heinrich V. und Martin Luther – aber in einer Zeit, in der alles nach einer Reformation der Kirche schreit, kann eine Bewegung mit solch gesellschaftlicher Sprengkraft nicht lange unter dem Deckel schmoren.

Bereits 1523 schließen sich die Hansestädte Wismar und Stralsund der reformatorischen Bewegung an. In Wismar zum Beispiel pflanzt der Franziskanermönch Heinrich Never die neuen Ideen in die Köpfe der Menschen. In Stralsund übernehmen diese Rolle die Bugenhagen-Schüler Christian Ketelhof und Johann Kureke. Im Klützer Winkel zieht sich Thomas Aderpul aus Pritzwalk den Zorn des Bischofs zu, „da er mit seinen revolutionierenden Reden vielen einfältigen Leuten den Kopf verdreht.“

In der Rostocker Petrikirche predigt zur gleichen Zeit Kaplan Joachim Slüter – auf Plattdeutsch, der Sprache des Volkes. In der östlichen Rostocker Altstadt wohnen viele einfache und arme Leute, für die Slüters wortgewandte Predigten so wichtig und beliebt sind, dass die Kirche oft aus allen Nähten platzt und Slüter draußen predigen muss. Von der katholischen Kirche heftig angefeindet, verlässt er nach mehreren Morddrohungen zeitweilig die Stadt. Seinen Glauben erschüttert das nicht. Im Gegenteil: 1525 gibt Slüter einen Katechismus, ein Gebet- und ein Gesangbuch heraus, bis heute das älteste bekannte in niederdeutscher Sprache. Nach seinem Vorbild verlangen bald auch die meisten Kleinstädte im Land evangelische Predigten und Gottesdienste in der Muttersprache.

1531 wird Rostock offiziell evangelisch, die Pommern bekennen sich 1534 zur Reformation. Als 1536 Herzog Philipp I. von Pommern-Wolgast Maria von Sachsen heiratet, traut Martin Luther persönlich das Paar in Torgau. Und der pommersche Pfarrer Johannes Bugenhagen wird als „Doctor Pomeranus“ neben Luther und Melanchthon der bekannteste deutsche Reformator. 1549 setzt der Mecklenburger Landesherr Johann Albrecht I. durch, dass die lutherische Lehre von allen Ständen als Landesreligion anerkannt wird – damit ist sie nun gewissermaßen Gesetz und für alle verbindlich. 1552 löst er zudem fast alle mecklenburgischen Klöster auf und verleibt sie den herzoglichen Domänen ein. Er errichtet evangelische Gelehr-ten- und Volksschulen und beruft protestantische Theologen an die Universität Rostock.

1563 entsteht mit der Schlosskirche in Schwerin einer der frühesten Bauten, die sich am Luther’schen Ideal eines Gottesdienstraumes orientieren. Mit der Kanzel als zweitem zentralen Ort in der Kirche neben dem Altar – ganz im Sinne der neuen Bedeutung der Predigt. Mit ihrer reichhaltigen Ausstattung ist diese Kirche zugleich ein Paradebeispiel für die „Wege protestantischer Kirchraumgestaltung“, mit der die Evangelische Kirche zum diesjährigen Reformationsjubiläum 18 besondere Kirchenperlen – 12 in Mecklenburg und 6 in Vorpommern – zu einer attraktiven Route durchs Land aufgefädelt hat und zu einer einzigartigen kultur- und geistesgeschichtlichen Entdeckungsreise einlädt.

Was unsere Vorfahren vor einem halben Jahrtausend bewegte und wie sich dies in sakraler Architektur und Kunst niederschlug – davon erzählen auf dieser Tour ehemalige Klöster und Klosterkirchen wie in Franzburg, die nach der Reformation aufgehoben und umgestaltet wurden. Gotische Backsteingebirge wie die Marienkirche zu Greifswald. Der Dom zu Güstrow, in dessen Raumausstattung sich lutherisches Bekenntnis, humanistischer Bildungsanspruch und künstlerische Kompetenz in besonderer Weise verbinden. Dorf- und Gutskirchen wie in Basedow mit der ältesten Barockorgel Mecklenburgs. Aber auch schlichte Gebetsräume mit Kanzel wie in Bützow – dort, wo zwischen 1699 und 1703 auch hugenottische Familien Aufnahme gefunden hatten. Sie waren im Zuge der Gegenreformation als Flüchtende gekommen und wurden mit ihrer kleinen Gemeinde fortan zu einem wichtigen Element der reformatorischen Bewegung im Land. Nicht zu vergessen schließlich die Kirche von Dorf Mecklenburg. Wo die Eva mit der hellen Haut, der Adam mit dem Schnauzer und all die anderen Figuren des künstlerisch hochwertigen Altars pünktlich zum Jubiläum wieder genauso strahlen wie zu seiner Einweihung im Jahr 1622.

Die Broschüre zu den Schätzen der „Wege-Kirchen“ sowie alle besonderen Veranstaltungen und aktuelle Termine sind zu finden unter www.kirche-mv.de/reformation.

Quelle: Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern