Zu Besuch bei den Nationalpark-Partnern auf Eiderstedt

Wioletta Gattorf vor dem Roten Haubarg - Bild (c) www.nordseetourismus.de

Wioletta Gattorf vor dem Roten Haubarg – Bild (c) www.nordseetourismus.de

Es wird Abend an der Nordsee. In der Ferne, vor St. Peter-Ording, rollen die Wellen auf den Sand. Und zu hören ist ein fernes, sanftes Rauschen. Dazu sehnsuchtsvolle Möwenschreie – die Melodie des Meeres. Aber hier ist noch mehr: Wer auf den Wegen in das Vorland geht, in Richtung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer, wird vielleicht Moorfrösche hören oder Kreuzkröten. Wer genau hinschaut, wird die Feldlerche auf ihrem Flug sehen und ihr melodisches Tirilieren hören. Hier in der Salzwiese, dort, wo der Nationalpark anfängt, und schon mittendrin in einer einzigartigen Landschaft. Ankommen und Durchatmen auf der Terrasse des Dünenapartments. Willkommen an der Nordsee, willkommen bei den Nationalpark-Partnern. Hier, auf der Halbinsel Eiderstedt, gibt es besonders viele von ihnen.

Das mit der Feldlerche am Meer: man hätte es kaum gewusst. „Viele Gäste kommen von woanders her, sie kennen das nicht. Wir wollen unseren Gästen die Natur zeigen; dass es sich lohnt, genauer hinzuschauen und dabei auch auf die kleinen Schönheiten zu achten. Sie zu schätzen und in der Konsequenz auch zu schützen und zu bewahren“, sagt Wiltrud Kraas. Familie Kraas, Wiltrud und Ehemann Godber sowie Sohn Welf, betreibt feine Apartments direkt am Dünensaum in St- Peter-Ording in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark. Mit den Bio-Apartments „Dünenzeit“ gehört Familie Kraas zu den ersten Nationalpark-Partnern in St. Peter-Ording. Die Nutzung regenerativer Energien und ökologisch sinnvoller Baustoffe – für sie selbstverständlich.

Aber Nationalpark-Partner wie Kraas´ sind noch mehr – sie sind Mittler und Multiplikatoren: „Wir möchten Ihnen auch ein Gefühl für die Natur, ihre Schönheit und ihren Wert geben. Ihnen zeigen, dass sie etwas Besonderes ist“, sagt Godber Kraas und der Gast merkt, dass es den Gastgebern wichtig ist, die Leute persönlich anzusprechen, „…wir sind jederzeit für Sie da!“, sagt Godber Kraas. Das ist das Besondere, das Mehr am Meer: „Ziel des Partnerschaftsprogrammes ist es, die Natur dieser einzigartigen Landschaft schleswig-holsteinisches Wattenmeer zu schützen und zugleich für die Gäste erlebbar zu machen. Unsere Partner stehen dabei für Umweltbewusstsein und Qualität, für Regionalität und Verlässlichkeit“, sagt der Leiter der Nationalparkverwaltung in Tönning Dr. Detlef Hansen.

Vor ihrer Berufung zur Gastgeberin war Wiltrud Kraas übrigens Bio-Lehrerin, sie weiß das mit den Fröschen im Vorland. Und alle Kraas‘ zusammen wissen eine Menge mehr. Wohin die Reise an der Nordsee hier auf der Halbinsel Eiderstedt zum Beispiel gehen könnte. Zu Nationalpark-Partnern mit unterschiedlichen Angeboten, aber einer Leidenschaft: die für die einmalige Natur des Wattenmeeres. „Nur wenn die Menschen sehen, wie wertvoll unsere Natur ist, sind sie bereit, sie zu schützen. Deshalb wollten wir Nationalpark-Partner werden – um diesen Wert weiterzugeben!“ Da ist Familie Kraas sich einig.

Am nächsten Morgen steht das E-Bike vor dem Bio-Apartment, die Karte gibt es am Empfang mit ein paar handfesten Tipps und einem Vorschlag zur Routenplanung. „Wenn man bedenkt, dass manche unserer Bauern auch Landschaftspfleger sind und Sie eine typische nordfriesische Spezialität probieren möchten, dann radeln Sie mal zu Monika und Redlef Volquardsen nach Tetenbüll …“, sagt Godber Kraas zum Abschied. Auf also zu den nächsten Nationalpark-Partnern! Sie erfüllen Kriterien, die dem Gast einen gleichermaßen erlebnisreichen wie umweltschonenden Urlaub im Nationalpark Wattenmeer garantieren. „Bei unseren Nationalpark-Partnern können Sie sicher sein, dass Ihr Urlaub besonders nachhaltig und umweltfreundlich ist und Ihre Gastgeber motiviert und regional engagiert sind. Sie sind Qualitätsanbieter. Nationalpark-Partner verstehen sich als Botschafter des Nationalparkgedankens – sie sind freundliche Gastgeber und kompetente Berater in Sachen Nationalpark“, erklärt Matthias Kundy, in der Nationalparkverwaltung verantwortlich für das Partnerprojekt.

Abseits der großen Straßen führt der Weg zur Friesischen Schafskäserei nahe Tetenbüll durch eine grün-gemütliche und beruhigende Marschlandschaft. Der Blick schweift in die freie Unendlichkeit unter dem hohen Himmel, bleibt hier und dort hängen an kleinen Katen oder an einer Reihe Pappeln, die mit seltsam flirrenden Blättern im Sonnenlicht steht. Es sind stille Stunden. Kiebitze flitzen über satte Weiden, auf vielen stehen Schafe – an der Küste gehören sie dazu. Bei Monika und Redlef Volquardsen rasen sie über die Weide, als Monika das Gatter öffnet. „Wir halten rund 120 friesische Milchschafe“, sagt sie, als Hütehund „Nop“ die Tiere zusammentreibt; es ist Zeit zum Melken.

„Durch den Tritt und Verbiss pflegen die Schafe diese alte Kulturlandschaft und erhalten anderen, manch inzwischen selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum – zum Beispiel den für die Uferschnepfe. Es sind sensible Biotope, die durch die extensive Schafhaltung am besten und natürlich erhalten werden“, sagt Monika Volquardsen. Gemeinsam stellten sie und ihr Mann vor 14 Jahren den ehemaligen (schon damals Bioland-) Rindermastbetrieb auf Schaf und Milch um. Damit erhalten die beiden passionierten Landwirte auch zwei alte friesische Traditionen – die der Schafhaltung und die der Käserei.

Es ist ein schöner, stattlicher Hof, mehr als 120 Jahre alt und gelegen im saftig-satten Grünland, das von Wassergräben durchzogen ist. Monika und Redlef Volquardsen haben eine eigene Käserei, die Treppe führt in den kühlen Keller. Je näher man dem Reifekeller kommt, desto intensiver riecht es nach Milch und – ja: irgendwie – nach Champignons. Wie genau aus der Eiderstedter Milch köstlicher Käse – zum Beispiel der nussige „Tetenbüller“ oder der an Romadour erinnernde, pikante „Rote Friese“ – wird, bleibt ein Geheimnis dieses Reifekellers mit seiner eigenen Atmosphäre und seinem besonderen Klima.

Manchmal monatelang liegen die Laibe hier unten auf den Holzregalen. Aber: „Ohne Pflege geht es nicht“, sagt Redlef, „wir müssen die Laibe regelmäßig wenden, mit Salzwasser bearbeiten und bürsten.“ Und guter Käse braucht zusätzlich Leidenschaft. Wer die beiden da unten in ihrem Keller bei der Arbeit beobachtet, wird verstehen, was gemeint ist. Schmecken tut man das später. Und wieder stehen ein paar Touristen am Gatter; besichtigen die wilde Herde, bestaunen den Hof. „Dürfen wir uns das mal ansehen. Können wir mal probieren?“ Dürfen sie, können sie. Bei Landwirten, bei Nationalpark-Partnern, aus Liebe und aus Leidenschaft.

Landwirtschaft hat diese Landschaft am Rande des Nationalparks geprägt, die Höfe sind – neben den Kirchen – Wahrzeichen Eiderstedts. Fernes Muhen und Meckern vermengt sich mit dem Schrei der Möwen. Monika und Redlef Volquardsen haben zum Abschied noch einen Tipp: Wer Zeit und Muße mitbringt, kann seine Sinne schärfen in diesem Naturraum.

Auf dem Mars-Skipper-Hof in Kotzenbüll laden mehr als 80 Spielstationen zur Sinnesschulung und Wahrnehmungsförderung ein. Maren von der Heide ist die Gestalterin dieses wundersamen Ortes. „Viele Leute fragen uns, woher der Name ,Mars-Skipper-Hof` stammt – es ist der Hof der Schiffer in der Marsch“, erklärt sie. „Diese alte Hofstelle, sie wurde im 14. Jahrhundert erstmals erwähnt, konnte mit dem Schiff erreicht werden.“ Im vorvergangenen Jahrhundert entstand der prächtige Haubarg – diese Bauernhöfe gelten als die größten der Welt und sind eine Besonderheit Eiderstedts. Sie fügen sich ein in diese Landschaft wie ein trutziges, erdverbundenes Element. In eine Landschaft, die von und mit der Nordsee existiert, wo der Rhythmus der Gezeiten und der Einfluss der nahen See zu spüren sind. Eine Landschaft, die dem Meer vor Jahrhunderten abgerungen wurde – Eiderstedt, das waren einst zwei Inseln und eine kaum zugängliche Halbinsel.

„Gedacht sind unsere Angebote für Kinder und Jugendliche – aber jeder Erwachsene ist natürlich herzlich willkommen“, sagt Maren von der Heide. „Um spielerisch die Natur (wieder)zuentdecken. Sie zu hegen und zu pflegen; ihren Wert zu erkennen – und sehen, fühlen, schmecken, was sie uns Wertvolles gibt.“ Zum Beispiel dies: Maren von der Heide führt in den Garten, unter alten Kastanien und mächtigen Eschen hindurch und über den alten Graben, in den sich Kinder so gern fallen lassen. „Kräuterbeet und Garten sind so angelegt, dass sie den Verlauf des Tages wiederspiegeln – Mais steht zum Beispiel für das Frühstück: Cornflakes. Liebstöckel und Kartoffeln für das Mittagessen, Birnen und Rhabarber für den Kuchen am Nachmittag, Getreide für das Abendbrot.“

Die Bäume rund um den Hof sind das Revier eines jungen Bussards, Käuzchen nisten in den alten Bäumen und Fledermäuse leben im Gebälk des alten Haubargs. Selbst wer sich nicht länger aufhalten kann, ist zur kurzen Rast auf dem Mars-Skipper-Hof willkommen. „Kleinigkeiten wie eine Suppe oder Kuchen bieten wir jedem Radler an“, sagt Maren von der Heide, „und den Apfelsaft gewinnen wir aus eigenen Früchten – aus historischen, fast vergessenen regionalen Sorten wie zum Beispiel dem ,Alten Tönninger Apfel`.“

Einen weiteren Haubarg – und auch den sollte man nicht verpassen – gibt es im Norden der Halbinsel. Der Weg führt über stille Straßen; teils behütet durch Baum und Busch, teils exponiert mit weitem Blick und scheinbar verloren in Zeit und Raum. Immer wieder spürt man den Wind (der mit einem Elektroantrieb niemals ärgert), der das Aroma der nahen Nordsee herüberträgt. Kleine Katen ducken sich unter dem hohen Himmel, dann ein gemütliches Gasthaus und hinter Witzwort bald der mächtige Hof auf dem Hügel, der Haubarg. Rot ist er nicht, obwohl er so heißt, es ist trotzdem der Richtige:

An der Decke hängt ein Schinken und Champagner liegt im Alkoven. Vor dem offenen Kamin knarren die Stühle gemütlich. Dies ist der „Rote Haubarg“ nahe Witzwort und es ist Kaffeestunde. Tortenstück um Tortenstück wird vorbeigetragen – in die gute Stube oder nach draußen in den Garten. Auch dieser Haubarg thront über der Weite Eiderstedts; stolz und herrschaftlich. Weiß gekalktes Mauerwerk, reetgedecktes Dach. Und warum heißt dieser hier „Roter Haubarg“? „Früher hatte er ein Ziegeldach und die Backsteinwände waren noch nicht weiß geschlämmt“, sagt Pächterin Wioletta Gattorf.

Wioletta Gattorf ist mit dem „Roten Haubarg“ Nationalpark-Partnerin und serviert hauptsächlich regionale, saisonale Spezialitäten – wie es hier halt schmeckt. „Die Gäste freuen sich sogar, dass es fast ausschließlich regionale Produkte gibt: Matjes und Scholle, Fleisch vom Angler Sattelschwein, das ist eine alte, regionale Art, und das Lamm stammt aus Nordfriesland.“ Damit servieren sie hier nicht nur leckere und typische Produkte, sondern auch eine ordentliche Portion Authentizität. „Und darauf achten unsere Gäste: auf Regionalität, auf Qualität. Auf das Echte und Ehrliche. Das Natürliche. Wir haben sogar einen eigenen Kräutergarten“, sagt Wioletta Gattorf, die den Gedanken der Nationalpark-Partnerschaft („…das ist wie ein gutes Warenzeichen, ein wertvolles Qualitätsmerkmal…“) damit nicht nur zur Freude der Gäste lebt.

Auf Eiderstedt herrscht nicht nur wohltuendes See-, sondern auch ein besonderes Kunstklima – eine enorme Zahl an Künstlern lebt und arbeitet hier in der Nationalparkregion. Im „Alten Rathaus“ in Garding lädt der „Förderverein für Kunst und Kultur Eiderstedt“ in die Galerie. „Urlaub ist mehr als nur Sandburgen bauen“, sagt der Schriftsteller Dirk-Uwe Becker – und dieser Kunstraum in Garding gewiss mehr als nur eine Schlechtwetteralternative. Auch dieser Verein ist Nationalpark-Partner, denn der Zugang zur Natur und die Möglichkeiten, ihre Schönheit zu betrachten, sind von vielen Positionen aus möglich – Kunst ist eine davon; seien es Worte, seien es Bilder.

In der Galerie hängen beispielweise Werke des Malers Raimund Behrend aus dem nahen Oldenswort. Inspiriert durch die nordfriesische Natur entstehen Bilder, die die Faszination der Küste widerspiegeln – mystisch und mit teils unwirklich erscheinender Atmosphäre, geheimnisvoll. So, wie die Landschaft draußen – die Faszination Wattenmeer erscheint in vielen Facetten; so, wie sie jeder Gast für sich selbst erlebt. Becker, Vorsitzender des Fördervereins, erzählt während seiner Lesung „Meer & Mehr“ Geschichten, die den Blick auch auf das Kleine lenken. Und er zeigt, wie alle anderen Künstler auch, dass Natur, dass der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer etwas ist, das es zu schützen und zu bewahren gilt. Wie mit allen gezeigten Werken soll dieser Schauraum den Gast sensibilisieren; mit Wort und mit Bild, und „…er möge schmökern, er möge schwelgen.“ Das macht Lust, diese Schönheiten auch draußen zu entdecken. So sind sie, die Nationalpark-Partner: Sie bringen einen auf den Weg – zum Erleben und Genießen.

Weitere Informationen:

Urlaub bei den Nationalpark-Partnern: Seit 2003 werden im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer Partnerschaften vergeben. Ein Programm, das für die Zusammenarbeit zwischen der Nationalparkverwaltung, Gemeinden, Naturschutzverbänden und touristischen Betrieben der Region steht, die sich für den Nationalpark einsetzen. Die Küstenlandschaft und das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer zu erhalten und sie den Gästen der Westküste erlebbar zu machen ist das Hauptziel der Partnerschaft. Mehr als 160 Partner – Hotels, Restaurants, Reedereien, Gästeführer und Co. – sind mittlerweile als Botschafter der Nationalpark-Idee unterwegs. Jeder Aufenthalt bei einem Nationalpark-Partner unterstützt daher den Schutz dieser einzigartigen Naturlandschaft. Denn: Sie l(i)eben das Wattenmeer. www.nationalpark-partner-sh.de

Weitere Tipps und Ideen für einen genussvollen Urlaub an der Nordsee-Schleswig-Holstein unter www.nordseetourismus.de

Quelle: Nordseetourismus GmbH

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