Von den rund 200 Schaustellerbetrieben auf der Wiesn haben etwa 90 Prozent ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert. Heute werden viele dieser
nostalgischen Fahrgeschäfte nur noch auf dem Oktoberfest aufgebaut, oftvon Privatleuten betrieben und verkörpern lebendige Schaustellertradition.

Dicke Berta

Kraftmesser waren schon recht frühzeitig beliebte Volksfestbelustigungen. Erste Belege gibt es aus Frankreich um 1820/40. Vom einfachen Hauen mit der Faust auf ein Polster, wo die Wucht des Schlages auf einer Skala mit Zeiger abgelesen werden kann, bis zum kunstvoll dekorierten Schlaghammer, wie der „Hau den Lukas“ offiziell genannt wird, gab und gibt es viele Möglichkeiten, seine Heb-, Zug-, Stemm-, Watsch-, Handdruck- oder Lungenkraft unter Beweis zu stellen.
Nach dem Prinzip der „Burenkanone“ (um 1900) funktioniert auch die „Dicke Berta“, die bis in die 1960er Jahre auf Volksfesten aufgestellt wurde: Auf einem Gleis wird eine schwere Kanone bzw. Bombe nach oben gestoßen, schlug sie oben an, wurde durch eine Zündkapsel ein Knall erzeugt. Die „Dicke Berta“ mit ihrer 30 Kilogramm schweren Kanone wurde nach einem bekannten Geschütz aus dem Ersten Weltkrieg benannt, das auf Grund seiner Größe und Durchschlagskraft sehr bekannt war.
Standort: Oide Wiesn

Calypso

1958 brachten die Münchner Schausteller Anton Bausch und Eugen Distel, beide bekannt für Innovationen, den von der Firma Mack in Waldkirch erbauten Karusselltyp erstmals auf die Wiesn. Ein Modetanz aus Südamerika inspirierte nicht nur bei der Namensgebung, sondern auch bei der raffinierten Konstruktion. Mit dem typischen 50er-Jahre-Design und seiner rasanten Fahrt und unberechenbaren Richtungswechseln während der Rundfahrten wurde dieses Fahrgeschäft schnell zum Publikumsmagneten. Das Calypso auf der „Oidn Wiesn“ stammt aus dem Jahr 1962 und wurde von Hubert Wienheim für die Jubiläumswiesn 2010 zur Freude vieler Fans wieder flott gemacht.
Standort: Oide Wiesn

Fahrt ins Paradies

Bei Berg- und Talbahnen fahren in der ursprünglichen Form meist acht Wagen für jeweils acht bis zehn Personen im Kreis hintereinander über zwei Berge und Täler. Diese Rundfahrgeschäfte wurden als „switchbacks“ wahrscheinlich in England in den 1880-Jahren erfunden. Hugo Haase war um 1890 einer der ersten deutschen Hersteller von Berg- und Talbahnen, im gleichen Jahr kamen auch die Firmen Bothmann und Stuhr mit dieser Neuheit auf den Markt.
Gebaut wurde die vierhügelige Berg- und Talbahn „Fahrt ins Paradies“ 1939 in der renommierten Karussellfabrik Friedrich Heyn im thüringischen Neustadt an der Orla für den Schausteller Jacob Pfeiffer. In den 1950er Jahren wurde das Karussell eingelagert und überdauerte im ursprünglichen Originalzustand, bis es 2003 von Toni und Jakob Schleifer übernommen und aufwändig restauriert wurde. Dank der hervorragenden Originalsubstanz mit den ursprünglichen Malereien und den grazilen Figuren entstand eine nostalgische Kostbarkeit mit hohem Vergnügungsfaktor. Der Freundeskreis Kirmes und Freizeitparks e.V. verlieh Toni Schleifer den FKF-Award 2011 für besondere Verdienste und Leistungen der Schausteller- und Freizeitparkbranche.
Standort: Oide Wiesn

Flohzirkus

Vor über 50 Jahren schlug der Flohzirkus von Familie Mathes, einer alten Nürnberger Schausteller-Dynastie, die seit etwa 150 Jahren einen Flohzirkus betreibt, zum ersten Mal auf dem Oktoberfest seine Zelte auf. 2010 übernahm der langjährige Mitarbeiter der Familie Mathes, Robert Birk, den Flohzirkus und führt die Tradition fort.
Standort: Straße 1/ Nr. 7

Geisterbahnen

Die erste Geisterbahn Deutschlands wurde 1931 auf dem Hamburger Dom aufgestellt. Der Erfolg dieser Neuheit muss grandios gewesen sein, denn
bereits ein Jahr später standen auf dem Oktoberfest vier Geisterbahnen zur Gruselgaudi der Wiesn-Gäste.
Standorte: Schaustellerstraße 6 (Fahrt zur Hölle), Schaustellerstraße 27 (Geisterschloss), Straße 5/ Nr. 3 (Nostalgische Geisterbahn), Straße 5/ Nr. 29 (Shocker)

Hexenschaukel

Die „Illusionsschaukel“, auch „drehbares Haus“ genannt, ist eine der ältesten Jahrmarktsillusionen und wurde 1894 nach einer amerikanischen Idee in Deutschland eingeführt. Bei dieser verblüffenden Täuschung wird der Gleichgewichtssinn gestört, indem der Raum von außen um die Schaukelachse gedreht wird. Einige wenige Exemplare der Hexenschaukel haben sich bis heute auf Jahrmärkten gehalten.
Standort: Schaustellerstraße 23

Irrgarten

Diese Belustigungsgeschäfte sind als transportable Unternehmen seit den 1890er Jahren belegt und berühmt für ihre klangvollen Namen wie zum Beispiel „Fluch des Pharao“, „Atlantis“ oder – wie auf der Wiesn – „Gaudi in Bavaria“.
Standort: Straße 2/ Nr. 5

Jahrmarktsfotografie

Seit circa 1880 haben sich Berufsfotografen auf das Volksfestgeschäft spezialisiert. 1886 standen auf dem Oktoberfest zwölf Fotografenbuden. Heute können sich die Besucher der Wiesn wahlweise von einem Nostalgie- oder einem Gaudifotografen ablichten lassen; nicht zu vergessen sind die Schießbuden, wo ein Foto „geschossen“ werden kann, und die Schnappschuss-Schießer in den Zelten, die Fotos der Bierzeltgäste als Schlüsselanhänger zum Verkauf anbieten.
Standorte: Straße 3/ Nr. 20 (Nostalgiefotograf), Schaustellerstraße 48 (Scherzfotograf)

Kettenflieger

Zu den ältesten Fahrgeschäften auf der Wiesn zählt der Kettenflieger Kalb, 1919 von der Berliner Firma Gundelwein und Fischer hergestellt. Er trägt eine Originalbemalung der Dekorationsteile durch den Schaustellermaler Konrad Ochs. Das Fluggeschäft wird heute in dritter und vierter Generation von Hans Martin Kalb und seinem Sohn Florian betrieben. Die ersten kleinen Kettenflieger dürften um die Jahrhundertwende entstanden sein und standen thematisch in Zusammenhang mit der Entwicklung der Luftfahrt (Zeppelin, Gebrüder Wright, usw.).
Standort: Oide Wiesn

Krinoline

Diese Karussellart ist mit Vorläufern aus den 1890er Jahren bekannt, der Name taucht um 1900 auf. Die Konstruktion mit schwankender Plattform wurde anfangs per Hand in Schwung gebracht. Erst 1909 brachte ein Sachs-Elektromotor Fahrgeschäfte dieser Art in Fahrt. Karussells wie die Krinoline gehören neben den Schaukeln zu den ersten Fahrgeschäften auf dem Oktoberfest. Noch mit Muskelkraft wurde die Münchner Krinoline betrieben als dieser Karusselltyp 1924 erstmalig auf dem Oktoberfest das Publikum begeisterte. Dieses Karussell kam von der Spree an die Isar und war in den ersten Jahren der Renner unter den Fahrgeschäften. Als um 1937 Zugspitzbahnen als Neuheit zur gefährlichen Konkurrenz wurden, hatte der Krinoline-Besitzer Michael Großmann eine Idee mit Zukunft. Er modernisierte das Fahrgeschäft mittels elektrischem Antrieb mit Planetengetriebe und Zugfedern-Schwing-Mechanismus. Als zusätzlichen Clou engagierte er eine Blaskapelle, die die Karussellfahrt mit Stimmungsmusik begleitete.
Diese Tradition wurde bis heute zur Freude aller Krinoline-Fans erst vom Enkel Theo Niederländer weitergeführt und seit 2009 an dessen Sohn Matthias weitergegeben. So ist die Kontinuität dieses Fahrgeschäfts mit Kult-Charakter auf der Wiesn gewährleistet.
Standort: Schaustellerstraße 40

Pemperlprater

Das älteste Karussell mit Ringelstechen, der Pemperlprater, mit Ursprung in der Biedermeierzeit steht in diesem Jahr wieder auf dem Oktoberfest. Den Urprater schuf der Passauer Schuhmacher Engelbert Zirnkilton in den Jahren 1826 bis 1829. Eigenhändig schnitzte er aus Holz 16 Rösser und stellte sie auf ein Bodenkarussell. Außer dass alle Hengste waren, glich keines dem anderen. 1830 kam das Pferdekarussell auf der Passauer Maidult erstmals zum Einsatz, wurde schnell zum beliebten Volksfestvergnügen bis heute und blieb es bis heute. Der Clou ist die Ringelstechvorrichtung: Die außen sitzenden Reiter sind beim Ringelritt mit einem Lederriemen fest angegurtet und versuchen, mit einem Stecher in der Hand den goldenen Ring aus einem Fischkopf aufzuspießen; der Sieger bekommt eine Freifahrt spendiert.
Zunächst durch Muskelkraft betrieben, drehte sich das Fahrgeschäft ab 1926 elektrisch. Um 1910 konnten 80 Personen auf 30 Pferdln, zwei Hirschen und in vier Kutschen auf dem Pemperlprater, wie ihn die Passauer liebevoll nannten, ihre Runden drehen. Bis in die 1990er Jahre gehörte der Pemperlprater als Attraktion auf der Innpromenade zum Passauer Stadtbild – bis 1969 in Besitz der Familie Zirnkilton. Nach mehrmaligen Eigentümerwechseln kaufte 2007 der VdK-Sozialverband das Karussell, ließ es in einer Straubinger Behinderteneinrichtung restaurieren und sicherte so den weiteren Bestand des Pemperlpraters, der im gleichen Jahr zum ersten Mal auf der Wiesn stand.
Standort: Straße 2/ Nr. 4

Revue der Illusionen

Gaby Reutlingers Schaubühne zeigt im Programm einige der klassischen alten Illusionsnummern, die es bei reisenden Varietés schon vor hundert Jahrengegeben hat: „Die Frau ohne Unterleib“, Die Frau ohne Kopf“, „Die schwebende Jungfrau“ und „Der sprechende Kopf“ verblüffen heute wie damals die Zuschauer. Dieses Illusionstheater ist wohl das letzte seiner Art in Europa. Immer auf der Suche nach weiteren historischen Illusionen ist es ein besonderes Anliegen dieser Unternehmerin, die Tradition dieser Jahrmarktsunterhaltung hochzuhalten. In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts tauchten auf Volksfesten die Varietétheater auf. Sie unterhielten das Publikum mit einem bunten Nummernprogramm. Es traten auf: Tänzer, Sänger, Puppenspieler, Akrobaten, Magier mit Kunststücken durch optische, chemische oder mechanische Effekte. Im 20.Jahrhundert nimmt die Beliebtheit der Schaustellungen mit dem Aufschwung der Fahrgeschäftindustrie und dem Aufkommen von Film und Rundfunk immer mehr ab
Standort: Schaustellerstraße 16

Riesenräder

Vorgänger des Riesenrads ist die Russische Schaukel mit vertikalen Kreisbewegungen, die im 18. Jahrhundert vor allem in Russland (!) und im Vorderen Orient (frühester Beleg 1620, Türkei) weit verbreitet war. Transportable russische Schaukeln, auch „Russenräder“ genannt oder „pleasure wheels“ (amerikanisch), gab es ab 1880/90 mit einer Maximalhöhe von zwölf Metern und sechs bis zwölf Gondeln. Das erste Riesenrad, wie wir es kennen, wurde anlässlich der Weltausstellung 1893 in Chicago errichtet; das „ferris wheel“ war eine stationäre Stahlkonstruktion von 300 Metern Höhe. Von den feststehenden Nachbauten in London (1894), Wien (1897) und Paris (1898) blieb nur das Riesenrad im Wiener Prater übrig. Erst ab 1960 wurden die heutigen Riesenräder aus Stahl entwickelt. In Deutschland werden die Riesenräder von einer kleinen Gruppe von Schaustellerfamilien betrieben, und die Konkurrenz trieb diese Riesenräder in die Höhe. Das Münchner Oktoberfest-Riesenrad der Familie Willenborg, 1979 von der Firma Schwarzkopf erbaut, gehört mit 50 Metern Höhe zu den schönsten. Kleiner, aber älter ist das Russenrad der Familie Koppenhöfer auf der Wiesn.
Standort: Straße 5/ Nr.12

Russenrad

Das kleine Riesenrad mit der kunstvollen alten Noten-Konzertorgel der Gebrüder Bruder aus Waldkirch im Breisgau ist Stammgast auf der Wiesn.
1925 beauftragte Josef Esterl die Karussellfabrik Gundelwein in Wutha/Thüringen mit dem Bau einer „Russischen Schaukel“, wie das Riesen- oder Russenrad damals noch genannt wurde (siehe auch „Riesenrad“). Im Juni 1925 nahm Esterl sein neues Fahrgeschäft in Betrieb. Ursprünglich hatte es eine geschnitzte Fassade mit Malereien, die in den 1950er Jahren gegen die heutige ausgewechselt wurde. Bis um 1960 galt es mit 12 Gondeln und einer Höhe von 14 Metern als das größte transportable Riesenrad Süddeutschlands. In dritter Generation führen Herbert Koppenhöfer und seine Schwester Edith Simon, die Enkel des Josef Esterl, das Familiengeschäft fort.
Standort: Schaustellerstraße 36

Altbairisches Scherbenschießen

Die ersten Schießgeschäfte hielten als Schießstände um 1840 auf Volksfesten Einzug. In den 1870er Jahren wurden die ersten Schießbuden aufgebaut, heute stehen moderne Schießwagen zum Testen der Zielsicherheit bereit. In den 1880er Jahren kam das Schießen auf Objekte aus Ton auf. Tabakspfeifen, Tierfiguren, kleine Scheiben in Rund- oder Sternchenform (Flattern) oder Tontöpfchen (Scherben) waren die Artikel, die die Schießbudenbesitzer damals fast ausschließlich von Tonwaren- oder Tonpfeifenfabriken aus dem Westerwälder Kannenbäckerland bezogen.
Die vertraute Form des Schießens auf bunte Kunstblumen oder andere Treffer wurde erst in den 1930er Jahren eingeführt. Was damals auf Tonröhrchen zum Abschuss frei gegeben wurde, steckt heute meistens auf Plastiksteckern. Schießen auf Ton ist eine Besonderheit, die ein Schütze auf der Wiesn noch kennen lernen kann.
Um sich selbständig machen zu können, baute Mary Schröder (1899 – 1975) in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg heimlich eine Schießbude: Mit dem „Altbairischen Scherbenschießen“ ging sie dann auf die erste Münchner Wiesn nach dem Krieg. 1965 wurde die alte Bude TÜV-gerecht modernisiert, ohne den Grundbau anzutasten. Das Erscheinungsbild blieb bis heute bestehen, wie alte Fotografien der Schießbude über die Jahre belegen. Die Familientradition führt die Enkelin, Ursula-Josy Steinker fort, die es 1994 von ihrer Mutter Lilo Steinker-Schröder übernahm und nur noch auf der Wiesn aufbaut. Hier kann geschossen werden wie in früheren Zeiten – auf original Tonröhrchen und -töpfchen, den sogenannten „Scherben“.
Standort: Straße 5/ Nr. 9 – gegenüber dem großen Riesenrad

Schichtl

1871 rekommandierte Papa (Johann) Schichtl, Besitzer des „Original-Zauber-Spezialitäten-Theaters“, seine „Extra-Galavorstellung mit noch nie dagewesenen Sensationen“ mit den Worten „Auf geht’s beim Schichtl“. Im legendären Wiesn-Variété, das Zauberei, Puppenspiel, Kuriositäten und vieles mehr dem staunenden Publikum bot, wird auch heute noch die „Enthauptung einer lebendigen Person mittels Guillotine“ zelebriert. Ein weiterer Höhepunkt des bunten Programms war der traditionelle Schmetterlingstanz der Elvira.
Standort: Schaustellerstraße 50

Schiffschaukel

Um 1890 kam die heute gebräuchliche Form der Schiffschaukel für zwei Personen auf. Bereits im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert sind Vorläufer dieses Fahrgeschäfts bezeugt, beispielsweise im Wiener Prater. Im 19. Jahrhundert war die Schaukel ein Familiengeschäft. Die Schiffschaukeln sind heute die einzigen Fahrgeschäfte, bei denen der Fahrgast die Bewegung erzeugt; der Reiz der eigenen Aktivität ist Grund der fortdauernden Beliebtheit dieser nostalgisch anmutenden Attraktion. Als Fortentwicklungen gelten die Überschlag- und Gesellschaftsschaukeln der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts bis hin zum „Fliegenden Holländer“ der 1980er Jahre.
Standorte: Straße 4/ Nr. 4, Matthias-Pschorr-Straße 14, Oide Wiesn

Teufelsrad

Dieses Belustigungsgeschäft, auch „Taifun“ oder „Freudenrad“ genannt, kam um 1910 auf. Es ist ein Geschicklichkeitstest für die Mitfahrer und eine große Belustigung für die Zuschauer. Der Erfolg eines Teufelsrads steht und fällt mit dem Rekommandeur, der das Publikum animiert und die „Mitwirkenden“ kommentiert. Schon Karl Valentin und Liesl Karlstadt haben sich auf der Wiesn in Feldl’s Teufelsrad amüsiert, das jetzt nur noch auf dem Oktoberfest aufgebaut wird.
Standort: Schaustellerstraße 15

Toboggan

Rutschbahnen gab es seit dem frühen 19. Jahrhundert. 1906 baute der Badener Anton Bausch nach Pariser Vorbild den wahrscheinlich ersten
deutschen Toboggan, eine ursprünglich amerikanische Turmrutschbahn. „Toboggan“ stammt aus der Sprache der kanadischen Algonkin-Indianer, und bezeichnet einen leichten Schneeschlitten. Auf dem Oktoberfest 1908 standen drei dieser personalaufwendigen Toboggans zum Vergnügen der Zuschauer wie der Rutschenden bereit: die Turmauffahrt der Kunden mittels Förderband entbehrte nicht der Komik, die sanfte Rutschfahrt machte Spaß. Dem ist noch heute so auf der Wiesn und dies einmalig in Deutschland. Für die Reise ist dieses Traditionsgeschäft von Astrid und Claus Konrad nicht mehr rentabel.
Standort: Matthias-Pschorr-Straße 59

Velodrom

„Ob Sie zusehen oder mitfahren – Sie lachen sich gesund.“ pries ein Werbeschild den Besuch im „Humoristischen Velodrom“ bereits auf der Wiesn von 1910 an. Auf einer Holzfahrbahn mit rund 16 Metern Durchmesser findet ein Radrennen der besonderen Art statt: Auf Scherzrädern, die Fahrkunst und Geschick des Radlers auf die Probe stellen, gilt es, sich zur Musik einer Konzertnotenorgel und zum Gaudium der Zuschauer fortzubewegen. Von 1901 bis 1962 gab es dieses Belustigungsgeschäft auf dem Oktoberfest.
Eduard Pirzer, der seit 1888 in München eine der ersten Fahrradfabriken betrieb, übergab das Geschäft 1908 an Hermann Kretschmar, dessen Söhne es bis in die 1930er Jahre fortführten. 1988 wurde das komplette Geschäft mit Fassade, Zeltbau, Wohn- und Packwägen sowie den Fahrrädern durch die Münchner Schausteller-Stiftung für das Münchner Stadtmuseum erworben.
Standort: Oide Wiesn

Wurfbuden

1818 stellte der Münchner Wirt Anton Gruber zur Belustigung seiner Wiesn-Gäste u.a. eine “Taubenscheibe“ auf. Es handelte sich dabei um einen stationären Wurfstand, auch „Taubenwerfen“ genannt, wie er bereits Anfang des 19. Jahrhunderts auf dem Wiener Prater belegt ist. Auf den Volksfesten hat es das Taubenwerfen bis in die 1950er Jahre gegeben. In den 1880er Jahren tauchten in den Beschickerlisten Platten-, Messer-,
Ring- und Ballwerfen auf.
Bereits 1910 ist die Ballwurfbude „Runter mit dem Zylinder“ belegt, die seit 1957 von der Familie Gaukler-Michel betrieben wird. Mit großer Sorgfalt wird die historische Wurfbude nur noch zum Oktoberfest aufgebaut, sie ist nicht mehr reisefähig. Eine Garnitur der lustigen Holzköpfe mit den schwarzen Zylinderhüten, die es mit dem Lederball herunterzuwerfen gilt, befindet sich bereits in der Schaustellersammlung des Münchner Stadtmuseums. Alte Stammkunden erzählen, dass sie als Kinder die Hüte auf die Köpf setzen durften und damit sich ein kleines Taschengeld verdienten. Auch heute noch lieben kleine Wiesn-Besucher diese Wurfbude, die es wahrscheinlich woanders in der Schaustellerwelt nicht mehr gibt. Mit dieser Einzigartigkeit trägt das Geschäft und nicht zuletzt Annemarie Neumeier mit ihrer Familie, die Nachfahren der Familie Gaukler-Michel, zur besonderen Mischung des Oktoberfest bei.
Standort: Oide Wiesn

Quelle: Stadt München Tourismusbüro