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Schlagwort: Reformation

Besondere Studienreisen im Lutherjahr: Mit Karawane zur Wartburg

Anlässlich des 500. Jubiläums des Reformationstags veranstaltet Karawane Reisen in diesem Jahr von Experten geführte, organisierte Touren zu den wichtigsten Stationen des Lebens und Wirkens von Martin Luther.​

Keine Reise zum Thema Reformation führt an Deutschlands berühmtester Burg, der Wartburg, vorbei. Bild (c) Florian Monheim

Keine Reise zum Thema Reformation führt an Deutschlands berühmtester Burg, der Wartburg, vorbei. Bild
(c) Florian Monheim

Die volle Wucht der Reformation
Auf der siebentägigen Ausstellungsreise werden sowohl Luthers Geburtsort Eisleben als auch die „Lutherstadt“ Wittenberg sowie Berlin besucht (ab 1.570,- Euro pro Person, Reisetermine: 23.-29.10., 30.10.-5.11.2017). An den dortigen Gedenkstätten, die als Weltkulturerbe der UNESCO gelistet sind, finden in diesem Jahr von Bund und Ländern ausgerichtete Sonderveranstaltungen im Rahmen eines einmaligen Ausstellungsprojekts unter dem Titel „Die volle Wucht der Reformation“ statt. Die Karawane-Tour führt unter der Leitung des Kunsthistorikers Dr. Christoph Höllger beispielsweise in das größte reformationsgeschichtliche Museum der Welt, das Lutherhaus in Wittenberg, sowie zur dortigen Schlosskirche, an deren Pforte der „Reformator“ seine berühmten 95 Thesen anschlug. Den Höhepunkt stellt natürlich die Besichtigung von Deutschlands berühmtester Burg, der Wartburg, dar, in der Martin Luther als Geächteter auf der Flucht das Neue Testament übersetzte. Gespickt ist die organisierte Reise mit einer Reihe hörenswerter Vorträge rund um die Geschichte der Reformation, genächtigt wird in Hotels der Mittelklasse.

Auf den Spuren Martin Luthers
In Kooperation mit der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft findet vom 14.-17. April zudem eine viertägige Studienreise statt (ab 730,- Euro pro Person; 100,- Euro Nachlass für WBG-Mitglieder), die den Fokus auf die Entwicklung der Luther’schen Bewegung legt. Auf Stadtführungen durch Wittenberg sowie Luthers Geburts- und Sterbeort Eisleben können Teilnehmer hier in die Geschichte eintauchen. Die Wörlitzer Gartenanlagen in Dessau, ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe, laden außerdem zu einem Spaziergang im Grünen ein. Beide Studienreisen sind im Direktvertrieb unter www.karawane.de oder in Reisebüros buchbar.

Quelle: BFS / Karawane Reisen

Wandeltheater: “Du musst dran glauben!” – Theater in Gerolzhofen: Im Spannungsfeld von Reformation und Gegenreformation

Die Julius-Echter-Vogtei in Gerolzhofen ist einer von fünf Spielorten für das Theaterstück "Du musst dran glauben". Foto: djd/Tourist-Information Gerolzhofen/Waldemar Wiederer

Die Julius-Echter-Vogtei in Gerolzhofen ist einer von fünf Spielorten für das Theaterstück “Du musst dran glauben”.
Foto: djd/Tourist-Information Gerolzhofen/Waldemar Wiederer

Gerolzhofen ist eine malerische kleine Stadt am Fuße des Steigerwaldes. Heute leben hier Menschen vieler Religionen friedlich miteinander. Das war aber nicht immer so. Im 16. Jahrhundert folgte in der Stadt fast die gesamte Bevölkerung den Ideen Martin Luthers und wurde dann von Fürstbischof Julius Echter gezwungen, sich zu entscheiden. In diese spannende Zeit von Reformation und Gegenreformation entführt im Lutherjahr 2017 das Theaterstück “Du musst dran glauben” des Kleinen Stadttheaters Gerolzhofen unter der künstlerischen Leitung von Silvia Kirchhof. Aufwändig und künstlerisch anspruchsvoll wird der große Konflikt der damaligen Zeit auf die Situation einer kleinen fränkischen Stadt wie Gerolzhofen heruntergebrochen. Auf den Bühnen werden die Menschen des späten 16. Jahrhunderts mit ihren Gedanken, Freuden, Sorgen und Nöten lebendig. Alle Informationen zum Stück, zu Terminen und Tickets und zum umfangreichen Rahmenprogramm gibt es bei der Tourist-Information Gerolzhofen unter www.gerolzhofen.de oder auf der Website www.du-musst-dran-glauben.de.

500 Jahre Reformation und 400. Todestag von Julius Echter

Für die Inszenierung gibt es 2017 gleich zwei “runde” Anlässe: 500 Jahre Reformation durch Martin Luther und der 400. Todestag von Julius Echter. Beide haben tiefe Spuren in Gerolzhofen hinterlassen – obwohl Luther nie in Gerolzhofen war. Aber die Gedanken der Reformation fanden auch im Fürstbistum Würzburg und somit auch in Gerolzhofen viele Anhänger. Diese stark protestantisch geprägte Phase endete gegen Ende des 16. Jahrhunderts abrupt unter der Regentschaft Echters.

Als geistliches Oberhaupt und weltlicher Herrscher in Personalunion nutzte er seine Macht, um die Gegenreformation konsequent umzusetzen. Die protestantischen Bürger Gerolzhofens mussten am Ende ihre Heimatstadt verlassen – oder sich zum katholischen Glauben bekennen. Woran müssen, woran wollen sie glauben: an die althergebrachte Lehre oder an die neue des Martin Luther aus Wittenberg? Oder ist manchmal die Sicherung der eigenen Existenz dringlicher als derartige Glaubensfragen?

Aufführungen Ende Mai und Anfang Juni

Das Theaterstück greift diese dramatische Geschichte auf. Es wird als Wandeltheater aufgeführt. Die Besucher starten zeitgleich an vier Spielorten. Startorte sind die Evangelische Erlöserkirche, die Stadtpfarrkirche, die Spitalkirche und die Julius-Echter-Vogtei. Jede Gruppe wird durch Schauspieler begleitet, die auf dem Weg Geschichte lebendig werden lassen. Zum Finale treffen sich alle vier Gruppen im Spitalgarten, wo sie Luther und Echter “persönlich” begegnen werden. Aufführungstermine sind vom 24. bis zum 28. Mai und vom 1. bis zum 5. Juni 2017.

Barrierefreie Veranstaltung am 4. Juni 2017

Das Theaterstück “Du musst dran glauben”, das in Gerolzhofen an die Zeit von Reformation und Gegenreformation erinnert, wird am Sonntag, den 4. Juni 2017, auch als barrierefreie Veranstaltung gegeben. Generell sind die Aufführungen als “Wandeltheater” konzipiert, die Besucher wechseln von Spielort zu Spielort. Wer nicht so weit laufen kann oder will, sollte sich die barrierefreie Vorstellung im Stadttheater von Gerolzhofen vormerken. Mehr Informationen und Tickets gibt es unter www.du-musst-dran-glauben.de.

Quelle: djd/Tourist-Information Gerolzhofen

Die Thesen Dr. Carlstadts – 500 Jahre Reformation: Andreas Bodenstein war der Doktorvater Martin Luthers

Blick auf ein Stadttor von Karlstadt, im Hintergrund ist die Ruine der Karlsburg zu sehen. Foto: djd/Stadt Karlstadt

Blick auf ein Stadttor von Karlstadt, im Hintergrund ist die Ruine der Karlsburg zu sehen.
Foto: djd/Stadt Karlstadt

Das Lutherjahr 2017 wird in vielen deutschen Städten gefeiert, am 31. Oktober vor genau 500 Jahren schlug der große Reformator seine Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Was kaum jemand weiß: Auch ein Sohn der kleinen unterfränkischen Stadt Karlstadt war ein Wegbegleiter von Martin Luther. Und dieser eher unbekannte Mann hat zudem schon vor Luther seine Thesen an die Tür der Schlosskirche geschlagen.

Im Herzen der Karlstadter Altstadt geboren

Der berühmte Sohn Karlstadts heißt Andreas Bodenstein, genannt Dr. Carlstadt, und wurde 1483 geboren. Das Geburtshaus befindet sich im Herzen der Karlstadter Altstadt. Nach der Lateinschule in Karlstadt zog es Bodenstein 1505 nach Wittenberg, wo er nach seiner Promotion ab 1511 an der Theologischen Fakultät als Dozent unterrichtete. Als Dekan promovierte er 1512 Martin Luther zum Doktor der Theologie. Schon bald wurde Bodenstein zum Anhänger der Ideen des Reformators und brach mit der Papstkirche.

Die Zeichen der Zeit standen damals auf Sturm. Vor allem der päpstliche Ablasshandel trieb die Menschen auf die Straße. Und es war Andreas Bodenstein, der als Erster die Stimme erhebt und am 26. April 1517 seine 152 Thesen anschlägt. Ihm folgt Luther erst mehr als ein halbes Jahr später am 31. Oktober 1517. In den Folgejahren kam es dann allerdings aus verschiedenen Gründen zum Zerwürfnis zwischen Luther und Bodenstein – der gebürtige Karlstadter ging schließlich nach Basel, wo er Heiligabend 1541 an der Pest starb.

Ausstellung und “Thesentür”: Karlstadt gedenkt seines großen Sohnes

Mit zahlreichen Veranstaltungen gedenkt die malerische Stadt am Main im Reformationsjahr 2017 ihres großen Sohnes Andreas Bodenstein. So wird beispielsweise vom 6. April bis zum 31. Oktober eine große Ausstellung im Stadtgeschichtemuseum zu sehen sein, neben anschaulichen Texttafeln werden auch sehenswerte Exponate aus der Stadtgeschichte gezeigt. Ab dem 26. April können dann die Karlstadter und ihre Gäste auf Zetteln niederschreiben, was ihnen heutzutage so alles auf dem Herzen liegt, und an ein Tor pinnen. Dieses moderne Thesentor wird im Zentrum der Altstadt bei der “Hohen Kemenate” aufgestellt. Am 26. April wird auch “Play Luther” dargeboten – ein musikalisches Theaterstück rund um den großen Reformator. Das Stück ist eine abwechslungsreiche und unterhaltsame Moderation über die Evangelische und Katholische Kirche unter mittelalterlichen und gegenwärtigen Aspekten. Informationen zu diesen und vielen anderen kulturellen Veranstaltungen gibt es unter www.karlstadt.de.

500 Jahre Reformation – Veranstaltungen in Karlstadt

Karlstadt gedenkt mit zahlreichen Veranstaltungen 2017 seines großen Sohnes Andreas Bodenstein, dem Doktorvater Martin Luthers. Hier eine Auswahl:

– 6. April bis 31. Oktober: Ausstellung Andreas Bodenstein im Stadtgeschichtemuseum Karlstadt

– Ab 26. April: Aufstellung des “Thesentores” in der Karlstadter Altstadt: Bürger und Gäste können an das Tor pinnen, was ihnen in der heutigen Zeit auf der Seele brennt.

– 26. April: Play Luther – ein musikalisches Theaterstück. Veranstaltungsort: Historisches Rathaus

– 24. Juni: Die Herbst-Zeitlosen: Dr. Martin und Herr Käthe. Musikalisch-kabarettistische Antithesen und Prothesen zur Reformation. Veranstaltungsort: St. Johannes-Kirche

Quelle: djd/Stadt Karlstadt

500 Jahre Reformation im Süden

Baden-Württemberg erinnert an Luther, seine Weggefährten und Gegenspieler

Münster Unserer Lieben Frau in Konstanz - Bild © Achim Mende

Münster Unserer Lieben Frau in Konstanz – Bild © Achim Mende

Martin Luther selbst kam nach seinem berühmten Thesenanschlag im Jahr 1517 nur einmal in den Süden. Am 26. April 1518 stellte er seine Kritik an den damaligen Verhältnissen in Heidelberg zur Diskussion. Doch der Heidelberger Disput ging in die Geschichte ein und wurde zum Auftakt der Reformation zwischen Kurpfalz und Bodensee. Es waren junge Weggefährten wie Philipp Melanchthon und Johannes Brenz, die von Luthers Besuch inspiriert wurden und seine Gedanken in Württemberg und Baden erfolgreich verbreiteten. Spuren und Zeugnisse dieser Epoche lassen sich 500 Jahre nach Beginn der Reformation an zahlreichen Orten in Baden-Württemberg entdecken. Vielerorts erinnern außerdem Veranstaltungen und Ausstellungen an Luther und seine Zeitgenossen.

Ebenso unterschiedlich wie die einstigen Territorien im heutigen Baden-Württemberg war im 16. Jahrhundert auch die Ausprägung der Reformation in den verschiedenen Landesteilen. Keineswegs alle folgten streng der Lehre Luthers. Einen Sonderweg ging vor allem die Kurpfalz, wo die Reformation nach dem Vorbild des Schweizer Reformators Zwingli umgesetzt wurde. So mancher Richtungsstreit hat bis heute seine Spuren hinterlassen und die eine oder andere Kirche im Land wird noch immer von Katholiken und Protestanten gemeinsam genutzt.

In den katholischen Regionen des Südens begann schon um die Mitte des Jahrhunderts mit der Gegenreformation eine Bewegung, die sich entschieden gegen Luthers Ideen richtete. Vor allem die baulichen Zeugnisse dieser Zeit veranschaulichen bis heute den damaligen Machtanspruch der katholischen Seite. Im Rahmen des Themenjahrs „Über Kreuz – Reformation und Gegenreformation in Klöstern und Schlössern“ können Besucher der staatlichen Monumente in diesem Jahr vieles über die gegensätzlichen Glaubens- und Lebenswelten jener Epoche erfahren und die Schauplätze der religiösen Debatten und Umbrüche kennenlernen.

Luthers Kritik galt nicht zuletzt der römischen Kirche und dem Papst. Anlässlich des Reformationsjubiläums richten die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen deshalb ab Mai den Blick auf „Die Päpste und die Einheit der lateinischen Welt“. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit den Vatikanischen Museen in Rom und zeigt wertvolle Kunst- und Kulturschätze aus 1500 Jahren Kirchengeschichte, von Petrus bis in die Zeit der Reformation. Dabei rücken auch Papstgeschichten aus der Region in den Mittelpunkt. Ein umfangreiches kulturtouristisches Netzwerk erschließt Pilgerwege, Wallfahrtsorte und jene Schauplätze, die von Päpsten besucht oder geprägt wurden. Dazu gehört etwa das ehemalige Zisterzienserkloster Bronnbach bei Wertheim im Taubertal. Die Abtei wurde über viele Jahrhunderte immer wieder von Päpsten bedacht oder gar besucht, etwa von Papst Eugen III. im Jahr 1153.

Jahrhunderte später wurde die Grafschaft Wertheim hingegen zu einem der ersten Unterstützer und Förderer der Reformation. Bereits 1522 ließ sich Graf Georg II. von Luther persönlich einen geeigneten Prediger empfehlen und setzte bald darauf die neue Lehre durch. Der Legende nach soll der Reformator selbst einst in Wertheim gewesen sein, dort eine Bratwurst gegessen und nicht bezahlt haben. Die Geschichte um den Zechpreller Luther ist vermutlich nicht mehr als eine schöne Anekdote. Das Gasthaus, in dem er eingekehrt sein soll, gibt es hingegen bis heute.

Info:
Das Magazin „Spuren – Orte der Reformation in Baden-Württemberg“ informiert über 24 Schauplätze der Zeit und kann kostenfrei bestellt werden unter prospektservice@tourismus-bw.de oder Tel. 01805 / 55 66 90.
Mehr zu den Orten der Reformation in Baden-Württemberg gibt es auch online unter www.reformation-bw.de.
Informationen zum Themenjahr „Über Kreuz – Reformation und Gegenreformation in Klöstern und Schlössern“:  www.schloesser-und-gaerten.de/themenjahr-2017/
Alles zur Ausstellung „Die Päpste und die Einheit der lateinischen Welt“: www.paepste2017.de

 

500 Jahre Reformation im Süden: Veranstaltungshighlights in Baden-Württemberg

Ausstellung „Flucht vor der Reformation“
27. Oktober 2016 bis 8. Juni 2017
Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg, Stuttgart
www.hdhbw.de/?20161026_Aus#fuehrungen

Ausstellung „Die Macht des Wortes – Reformation und Medienwandel“
23. November 2016 bis 25. Februar 2017
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe
www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/2016/reformation.php

Ausstellung „Luther kommt nach Württemberg“
8. April bis 10. Juni 2017
Schlosskirche, Stuttgart
www.archiv.elk-wue.de/ausstellungen/luther-kommt-nach-wuerttemberg/

„Mensch Luther – eine lebendige Zeitreise“
15. Mai bis 28. Juli 2017

Schlosskirche, Pforzheim
17. September bis 19. November 2017
Matthäuskirche, Karlsruhe
www.mensch-luther.de

Ausstellung „Heidelberg und der Heilige Stuhl“
21. Mai 2017 bis 22. Oktober 2017
Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg
www.museum-heidelberg.de/pb/,Lde/Startseite/Sonderausstellungen/Vorschau.html

Ausstellung „Die Päpste und die Einheit der lateinischen Welt“
21. Mai 2017 bis 31. Oktober 2017
Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim
www.paepste2017.de

Ausstellung „Freiheit – Wahrheit – Evangelium. Reformation in Württemberg“
13. September 2017 bis 19. Januar 2018
Kunstgebäude, Stuttgart
Parallel zur zentralen Ausstellung in Stuttgart werden auch in den Klöstern Alpirsbach, Bebenhausen und Maulbronn Präsentationen gezeigt.
www.landesarchiv-bw.de/web/60533

Ausstellung „500 Jahre Reformation am Oberrhein“
7. Oktober 2017 bis Ende Februar 2018
Dreiländermuseum, Lörrach
www.dreilaendermuseum.eu/de/Ausstellungen/Vorschau-Sonderausstellungen/reformation

Ausstellung „Kernräume der Reformation. Der Südwesten und Europa“
29. Oktober 2017 bis 2. April 2018
Museum Zeughaus C5, Mannheim
www.rem-mannheim.de/ausstellungen/reformation/ausstellung/

Ausstellung „Der Meister von Meßkirch“
8. Dezember 2017 bis 2. April 2018
Staatsgalerie, Stuttgart
www.staatsgalerie.de/ausstellungen/der-meister-von-messkirch.html

Reformationsradtour
Ganzjährig 2017
Radweg „Liebliches Taubertal – Der Klassiker“
Entlang des Radwegs finden sich 23 Kirchen, die besichtigt werden können.
www.liebliches-taubertal.de/Aktiv/Radfahren/Der-Klassiker/Reformationsradtour.html

„Das Festival… da ist Freiheit“
23. und 24. September 2017
Schlossplatz Stuttgart
Das zentrale Fest der Evangelischen Landeskirche in Württemberg wird zwei Tage lang unter freiem Himmel auf dem Stuttgarter Schlossplatz gefeiert.
www.da-ist-freiheit.de/das-festival/startseite/

Weitere Veranstaltungen unter:
www.da-ist-freiheit.de/veranstaltungen/

Quelle: Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg

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500 Jahre Reformation: Wie der Neue Glauben in den Nordosten Deutschlands kam

St. Petri in Rostock, Foto: TMV/Krüger

St. Petri in Rostock,
Foto: TMV/Krüger

Die Eva ist zart und hellhäutig. Der Adam über ihr hat deutlich dunklere Haut, Frisur und Schnurrbart sind eine Verbeugung vor der Mode des 17. Jahrhunderts. Geschnitzt aus Lindenholz schmücken Mann, Frau und Schlange als Protagonisten den Altar der Kirche von Dorf Mecklenburg. Ein Prachtstück aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und typisch für die Kirchenausstattung aus der Zeit nach der Reformation. Mit Darstellungen des Abendmahls, der Kreuzigung und der Auferstehung – so wie es Dr. Martin Luther höchstpersönlich für Altäre in protestantischen Kirchen angeregt hatte. Als Luther gut 100 Jahre zuvor seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche anschlägt, ist davon noch keine Rede. Eigentlich sollen sie nur Vorlage für ein akademisches Streitgespräch sein, doch hinter seinem Rücken werden sie ins Deutsche übersetzt und ohne seine Einwilligung gedruckt. Wie ein Buschbrand breiten sie sich fortan aus, bald ist halb Europa mit dem unerhörten Gedankengut infiziert. Als mit dem auf der Wartburg übersetzten Neuen Testament 1522 zudem der erste Bestseller Europas im Druck erscheint, gibt es kein Halten mehr. Jedermann will Bilder von diesem Luther, und auch die Bibelbögen gehen wie geschnitten Brot. Denn damit lernen die einfachen Leute jetzt sogar Lesen und Schreiben. Auch im Norden finden Luthers Ideen zunehmend Verbreitung und Sympathisanten. Auf dem Gebiet des heutigen Mecklenburg-Vorpommern zunächst heimlich, still und leise – etwa im Lesekreis um Johannes Bugenhagen im Kloster Belbuck oder im Briefwechsel zwischen Herzog Heinrich V. und Martin Luther – aber in einer Zeit, in der alles nach einer Reformation der Kirche schreit, kann eine Bewegung mit solch gesellschaftlicher Sprengkraft nicht lange unter dem Deckel schmoren.

Bereits 1523 schließen sich die Hansestädte Wismar und Stralsund der reformatorischen Bewegung an. In Wismar zum Beispiel pflanzt der Franziskanermönch Heinrich Never die neuen Ideen in die Köpfe der Menschen. In Stralsund übernehmen diese Rolle die Bugenhagen-Schüler Christian Ketelhof und Johann Kureke. Im Klützer Winkel zieht sich Thomas Aderpul aus Pritzwalk den Zorn des Bischofs zu, „da er mit seinen revolutionierenden Reden vielen einfältigen Leuten den Kopf verdreht.“

In der Rostocker Petrikirche predigt zur gleichen Zeit Kaplan Joachim Slüter – auf Plattdeutsch, der Sprache des Volkes. In der östlichen Rostocker Altstadt wohnen viele einfache und arme Leute, für die Slüters wortgewandte Predigten so wichtig und beliebt sind, dass die Kirche oft aus allen Nähten platzt und Slüter draußen predigen muss. Von der katholischen Kirche heftig angefeindet, verlässt er nach mehreren Morddrohungen zeitweilig die Stadt. Seinen Glauben erschüttert das nicht. Im Gegenteil: 1525 gibt Slüter einen Katechismus, ein Gebet- und ein Gesangbuch heraus, bis heute das älteste bekannte in niederdeutscher Sprache. Nach seinem Vorbild verlangen bald auch die meisten Kleinstädte im Land evangelische Predigten und Gottesdienste in der Muttersprache.

1531 wird Rostock offiziell evangelisch, die Pommern bekennen sich 1534 zur Reformation. Als 1536 Herzog Philipp I. von Pommern-Wolgast Maria von Sachsen heiratet, traut Martin Luther persönlich das Paar in Torgau. Und der pommersche Pfarrer Johannes Bugenhagen wird als „Doctor Pomeranus“ neben Luther und Melanchthon der bekannteste deutsche Reformator. 1549 setzt der Mecklenburger Landesherr Johann Albrecht I. durch, dass die lutherische Lehre von allen Ständen als Landesreligion anerkannt wird – damit ist sie nun gewissermaßen Gesetz und für alle verbindlich. 1552 löst er zudem fast alle mecklenburgischen Klöster auf und verleibt sie den herzoglichen Domänen ein. Er errichtet evangelische Gelehr-ten- und Volksschulen und beruft protestantische Theologen an die Universität Rostock.

1563 entsteht mit der Schlosskirche in Schwerin einer der frühesten Bauten, die sich am Luther’schen Ideal eines Gottesdienstraumes orientieren. Mit der Kanzel als zweitem zentralen Ort in der Kirche neben dem Altar – ganz im Sinne der neuen Bedeutung der Predigt. Mit ihrer reichhaltigen Ausstattung ist diese Kirche zugleich ein Paradebeispiel für die „Wege protestantischer Kirchraumgestaltung“, mit der die Evangelische Kirche zum diesjährigen Reformationsjubiläum 18 besondere Kirchenperlen – 12 in Mecklenburg und 6 in Vorpommern – zu einer attraktiven Route durchs Land aufgefädelt hat und zu einer einzigartigen kultur- und geistesgeschichtlichen Entdeckungsreise einlädt.

Was unsere Vorfahren vor einem halben Jahrtausend bewegte und wie sich dies in sakraler Architektur und Kunst niederschlug – davon erzählen auf dieser Tour ehemalige Klöster und Klosterkirchen wie in Franzburg, die nach der Reformation aufgehoben und umgestaltet wurden. Gotische Backsteingebirge wie die Marienkirche zu Greifswald. Der Dom zu Güstrow, in dessen Raumausstattung sich lutherisches Bekenntnis, humanistischer Bildungsanspruch und künstlerische Kompetenz in besonderer Weise verbinden. Dorf- und Gutskirchen wie in Basedow mit der ältesten Barockorgel Mecklenburgs. Aber auch schlichte Gebetsräume mit Kanzel wie in Bützow – dort, wo zwischen 1699 und 1703 auch hugenottische Familien Aufnahme gefunden hatten. Sie waren im Zuge der Gegenreformation als Flüchtende gekommen und wurden mit ihrer kleinen Gemeinde fortan zu einem wichtigen Element der reformatorischen Bewegung im Land. Nicht zu vergessen schließlich die Kirche von Dorf Mecklenburg. Wo die Eva mit der hellen Haut, der Adam mit dem Schnauzer und all die anderen Figuren des künstlerisch hochwertigen Altars pünktlich zum Jubiläum wieder genauso strahlen wie zu seiner Einweihung im Jahr 1622.

Die Broschüre zu den Schätzen der „Wege-Kirchen“ sowie alle besonderen Veranstaltungen und aktuelle Termine sind zu finden unter www.kirche-mv.de/reformation.

Quelle: Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern